BARRIEREFREIHEIT = MEHR LEBENSQUALITÄT
Ausstellung ermöglicht Selbsterfahrung: Kleine und große Hindernisse im Alltag Behinderter Probe aufs Exempel: Fahrt mit dem Rollstuhl. Die Ausstellung ist heute noch von 10 bis 14 Uhr
geöffnet.
Barrierefreiheit im Sozialraum erlebbar machen, unter diesem Motto hat der Landesverband Selbsthilfe Körperbehinderter (LSK) Baden-Württemberg, unterstützt unter anderem durch das
Sozialministerium und die AOK, eine Wanderausstellung ins Leben gerufen.
Die Gruppe Althütte und Umgebung unter Vorsitz von Ines Vorberg präsentiert nun diese Ausstellung der etwas anderen Art. Besucher können selbst erfahren und erleben, mit welchen kleinen und großen
Hindernissen Menschen mit Behinderungen oder auch ältere Personen im Alltag umzugehen haben, und welche Möglichkeiten es gibt, diese Barrieren zu beseitigen.
Bürgermeister Reinhold Sczuka hielt in seiner Rede fest, dass das Thema Barrierefreiheit jeden angehe. Man mache sich als aktiver und gesunder Mensch zu wenig Gedanken darüber.
Doch Barrieren könnten sich irgendwann für jeden auftun sei es im Alter oder etwa durch einen Unfall. Deshalb werden noch in diesem Jahr, angeregt durch Ines Vorberg, im Rathaus Althütte ein Aufzug
und eine rollstuhlgerechte Toilette eingebaut. Architekt Gunter Brecht präsentierte dazu den Umbauplan.
Dem Vorsitzenden des LSK Baden-Württemberg Willi Rudolf ist es wichtig, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger auf Barrieren im Alltag zu zeigen. Er, selbst im Rollstuhl sitzend, möchte die Besucher
durch eigenes Erleben dazu bringen, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass Hindernisse erst gar nicht entstehen. Denn Nachrüsten und Umbau ist immer teurer, und Barrierefreiheit bedeutet nicht
zuletzt auch mehr Komfort für jeden, egal ob gesundheitlich beeinträchtigt oder nicht. Anschaulich ist dazu in der Festhalle ein Modellraum mit Toiletten, Waschbecken, Fenstern und Türen aufgebaut,
einmal in der üblichen Ausführung, einmal rollstuhlgerecht.
Als erste Testperson durfte Bürgermeister Reinhold Sczuka in einem Rollstuhl Platz nehmen und alles ausprobieren. Die breite ebenerdige Tür konnte problemlos durchfahren werden, die schmalere
Standardtür mit kleiner Schwelle erwies sich schon als Hindernis. Auch das Standard-WC ist für eine behinderte Person ohne Hilfe kaum zu bewältigen. Das erhöhte Modell mit Handgriffen erfordert zwar
Kraft, ist aber machbar.
Den Fenstergriff am seitlichen Fensterrahmen zu drehen ist vom Rollstuhl aus mit etwas Akrobatik verbunden, während sich der Fenstergriff am unteren Fensterrahmen bequem erreichen und drehen lässt.
Einfacher zu handhaben als das übliche Waschbecken ist auch der unterfahrbare Waschtisch mit herausziehbarer Handbrause.
Es sind zum Teil nur Kleinigkeiten, doch diese beeinträchtigen behinderte oder ältere Menschen in ihrem Alltag ungemein. Beispielhaft dafür auch einige ausgestellte Fotos: zu steile Rampen,
Kopfsteinpflaster, Schwellen oder kleine Stufen, wo sie nicht sein müssten.
Ein Rollstuhl ist in schräger Position auf einer Treppenstufe festgeschraubt. Setzt man sich hinein, wird man unsicher: Kippt der Stuhl oder nicht Neben diesen Ausstellungsstücken kann man einen
Altersanzug anprobieren. In einer Weste sind gleichmäßig zehn Kilo an Zusatzgewicht verteilt, um die schwindende Kraft im Alter nachzuahmen. Die merkt man schnell. Und zusätzliche Gewichte in
Fußmanschetten behindern noch mehr.
Schlechtere Sicht oder vermindertes Hörvermögen lassen sich mit einer eingefärbten Brille und einem Gehörschutz simulieren. Dabei fällt auf: Kann man dem Gegenüber, mit dem man sich unterhält, nicht
auf die Lippen sehen, wird es fast unmöglich, ihn mit dieser Ausrüstung zu verstehen. Die winzige Schrift von Verpackungen oder Beipackzetteln zu lesen: mit dieser Brille keine Chance.
Die Wanderausstellung ist in diesem Jahr noch in weiteren Städten im Land zu sehen und vor allem zu erleben. Weitere Informationen dazu findet man auf der Seite www.barrierefrei-2014.de.
Kontaktperson für den Bereich Selbsthilfe Körperbehinderter Althütte und Umgebung ist die Vorsitzende Ines Vorberg in Althütte: vorberg@lsk-bw.de